Bergfeuer, brennende Schaubilder & Genussmärkte

Ahrtaler Brauchtum rund um St. Martin


Das Martinsfest rund um den 11. November kennt buchstäblich jedes Kind. In ganz Deutschland ziehen dann Gruppen von kleinen und großen Kindern und Erwachsenen mit bunten, meist selbstgebastelten Lampions durch die dunklen Straßen und singen Martinslieder. Erinnerst du dich auch noch an den beliebten Kinderreim "Laterne, Laterne  - Sonne, Mond und Sterne"?

Die Martinsfeierlichkeiten in Deutschland haben eine lange Tradition. Sie gehen zurück auf den Heiligen Martin, einem römischen Soldaten, der seinen Mantel an einem kalten Wintertag mit einem frierenden und hungernden Bettler geteilt hat. Daraufhin sah Martin im Traum Jesus, der seine gute Tat als Sinnbild der Nächstenliebe lobte. Bis heute wird am 11. November St. Martin als Schutzpatron der Armen gefeiert und die Legende an kommende Generationen weiter erzählt.

Die traditionellen Umzüge mit einem Reiter und einem Bettler an der Spitze stellen das historische Ereignis von St. Martin nach. Je nach Region gibt es nach dem Martinsumzug ein großes Martinsfeuer, einen Martinsweck (ein Männchen aus Hefeteig mit Rosinen-Augen und Pfeife aus Zuckerguss) oder ein gemeinsames Martins-Gänseessen.

Mit imposanten Bergfeuern, brennenden Schaubildern in den Weinbergen und gemütlichen Martinsmärkten pflegen wir im Ahrtal ein ganz besonderes Martinsbrauchtum. Nicht ohne Grund zählt der 11. November zu einem der wichtigsten Termine in unserem Jahreskalender. Die Veranstaltungen zum Martinsfest locken jährlich Tausende Besucher an.
 

Was du rund um den Martinstag im Ahrtal erleben kannst und welche besonderen Traditionen wir leben und lieben, erzählen wir dir hier.

Beeindruckend & einzigartig: der Martinstag in Ahrweiler

Martinsfeuer in den Weinbergen

Ahrweiler steht alljährlich am Martinstag ganz im Zeichen der traditionellen Martinsfeuer. In beeindruckender Weise konstruieren die vier Junggesellenvereine von Ahrweiler sensationelle Bergfeuer und brennende Schaubilder in den Weinbergen rund um die historische Rotweinmetropole. Mit dem Läuten der Kirchenglocken um 17.30 Uhr entfachen die Junggesellen zunächst ihre vier Martinsfeuer, die mit ihren rund 20 Metern Höhe weithin sichtbar als Feuersäulen zu sehen sind. Im Anschluss werden riesige Schaubilder aus Tausenden von Fackeln gezündet, die mit lokalem oder aktuellem Bezug ihre Botschaften von den Hängen der Weinberge ins Tal strahlen.

Dass das Ahrweiler Martinsbrauchtum wertvoll und schützenswert ist, konstatiert sogar das Amt für Rheinische Landeskunde in Bonn. Die Volkskundler heben neben dem Wettstreit der vier Huten (das sind die Stadtviertel, ehemals Wehr- und Weidebezirke) besonders den Wettbewerb um das schönste und originellste Fackelschaubild in den Weinbergen rund um Ahrweiler hervor. Überdimensional leuchten nach dem Abbrennen der Martinsfeuer Schriften und Motive an den Hängen von Ahrhut, Oberhut, Adenbachhut und Niederhut. Eine gute Viertelstunde dauert das Spektakel, das jährlich Schaulustige aus der ganzen Region nach Ahrweiler lockt. Ab 17.35 Uhr sollen die Feuer mindestens zehn Minuten „ordentlich stehen“. Das Entzünden und die Entwicklung der Schaubilder und deren Bewertung folgt ab 17.45 Uhr. Auch die Schaubilder sollen zehn Minuten klar zu erkennen sein. Die Bekanntgabe der Prämierungen für die besten Bergfeuer und die schönsten Schaubilder erfolgt gegen 19.30 Uhr auf dem Ahrweiler Marktplatz. Parallel startet der Martinszug um 18.30 Uhr und zieht durch die Ahrweiler Altstadt.

Geschichte einer besonderen Ahrweiler Tradition

Doch wo liegen die Anfänge der Schaubilder? Martinsfeuer gibt es seit Urzeiten - die Feuerschriften in den Bergen jedoch erst seit den 1950er Jahren. Und es waren zwei Ahrhöde Jonge, die sich die Grundidee des Fackelschaubildes auf ihre Fahne schreiben können: Ernst Heuwagen und Erich Kohlhaas. Beiden war der bis dahin durchgeführte Lumpenfackelzug vom Martinsfeuer in die Altstadt zu langweilig. So setzten sie Anfang der 50er Jahre Fackeln an Stäben in den Hang und ließen erstmals ein Schaubild leuchten. Die Idee kam an. Andere Huten folgten dem Beispiel. Auf Kreise, Kreuze und Olympische Ringe folgten in den 60er Jahren die ersten Schriften - immer noch mit Fackeln im Hang. In den 70ern hatte Klaus Bruckner die Idee von wiederverwendbaren Multi-Buchstaben aus Moniereisen. Analog zur Schrift mit Leuchtdioden in Taschenrechnern entwickelte er Eisengerüste, die für fast das ganze ABC eingesetzt werden konnten. Die Fackeln mussten nur noch aufgesteckt und angezündet werden. Ähnlich funktioniert es heute mit den Multi-Buchstaben aus Dachlatten.

Klaus Bruckner wurde ebenso zum geistigen Vater der Wechselschrift, die zum Beispiel bewegte Schaubilder ermöglichte. So flammten in der Ahrhut ab Mitte der 70er Jahre Schriftzüge nacheinander auf, wiesen auf Jubiläen oder Ereignisse hin. Unerreichter Höhepunkt: 1980 ließen die Junggesellen aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der Ahrtalbahn gleich einen ganzen Zug am Hang der Ahrhut rangieren.

Doch so schnell die beweglichen Bilder gekommen waren, so schnell verschwanden sie wieder: Fackeln und Material wurden einfach zu teuer, denn die Junggesellenvereine zahlen die Feuer-Show aus eigener Kasse.

Neu: Geführte Wanderung zur Feuershow in den Ahrweiler Weinbergen

Erfahre mehr über das Ahrweiler Brauchtum am Gedenktag des Heiligen Martin. Bei unserer neuen geführten Wanderung zu den Schaubildern lernst du Interessantes und Kurioses über den Aufbau der traditionellen Martinsfeuer und kannst dir die imposanten Holzkonstruktionen in den Weinbergen von Nahem anschauen.

Gemeinsam mit einem Gästeführer startest du am Samstag, 11. November, am Kurpark Bad Neuenahr. Von dort geht es über den herbstlichen Rotweinwanderweg zu den Standorten der Feuer- und Schaubilder, die sich jedes Jahr unter einem anderen Motto in den Weinbergen oberhalb der Stadt präsentieren. Bei einem Gläschen Rotwein tauchst du ein in die Geschichte dieser Tradition. Rechtzeitig zum Entzünden der Bergfeuer kommst du in der historischen Ahrweiler Altstadt an und genießt den Blick auf dieses einzigartige Schauspiel in der Dunkelheit.

  • Start: 11. November, 14 Uhr
  • Dauer: 7 Stunden
  • Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittelschwer
  • Empfohlene Ausrüstung: bequeme Schuhe, wettergerechte Kleidung, Taschenlampe oder Laterne
  • Preis: 22 Erwachsene, 20 Kultur- und Gästekarteninhaber, 18  Kinder (8-15 Jahre)
  • Mindestteilnehmerzahl: 10 Personen

Traditionelle Martinsmärkte & Fackelumzüge

Martinsmarkt der regionalen Genüsse in Dernau

Im WeinKulturDorf Dernau wird der Martinstag ein ganzes Wochenende lang gefeiert. Mit dem "Martinsmarkt der regionalen Genüsse" erwartet dich hier ein unvergessliches Fest, das mittlerweile weit über die Grenzen Dernaus und des Ahrtals hinaus bekannt ist. 

Von Freitag, 10. November, bis Sonntag, 12. November, stehen jede Menge Highlights auf dem Programm: Den Auftakt macht am Freitag um 18.30 Uhr die traditionelle Fackelwanderung durch die Weinberge inklusive Weinprobe. Treffpunkt ist an der Dagernova Eventhalle im Ortskern von Dernau. Parallel dazu laden ab 18 Uhr die Winzer in ihre gemütlich geschmückten Höfe ein und verwöhnen die Gäste mit Ahrweinen, Winzerglühwein und regionalen Köstlichkeiten aus der Küche.

Am Samstag öffnet der Martinsmarkt der regionalen Genüsse um 11 Uhr für die Gäste. Aussteller präsentieren vielfältige Dekoartikel und Handwerkskunst. Ebenfalls um 11 Uhr startet ab der Dagernova Vinothek die Weinpanorama-Wanderung durch die Dernauer Weinbergslagen. Um 18 Uhr startet der große Fackelzug mit St. Martin durch die engen Gassen des Dorfes. Höhepunkt: die beeindruckenden Martinsfeuer der fünf Dorfgemeinschaften, die dann hoch über dem Ort in den Weinbergen entflammt werden.

Auch sonntags lockt der Martinsmarkt ab 11 Uhr zum Stöbern und Genießen.

Martinsmarkt in Adenau

Auch das kleine Städtchen Adenau unweit des Nürburgrings feiert das Martinsfest ganz groß.

Los geht's am Martinstag, den 11. November, um 17.30 Uhr mit einem romantischen Fackelumzug. Startpunkt ist an der DRK-Rettungswache in Adenau.

Zum Martinsmarkt mit verkaufsoffenem Sonntag locken die ortsansässigen Geschäfte am 12. November mit zahlreichen Angeboten und die gesperrte Hauptstraße präsentiert sich mit vielen Verkaufsständen. Ein Kinderkarussel sowie eine Hüpfburg für die kleinen Besucher dürfen natürlich nicht fehlen. Kulinarisch gibt es Leckeres vom Grill, selbstgemachte Waffeln und die Cafés und Restaurants freuen sich, die zahlreichen Gäste zu bewirten.

Ein kostenloser Buspendelservice bringt die Besucher von den Parkplätzen am Stadtrand bequem in die autofreie Innenstadt.

Erlebe das Martinsfest live im Ahrtal

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Blogbeitrag vom 19. Oktober 2023

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