So funktioniert die Weinlese

Wissenswertes über den Höhepunkt des Winzerjahres

 

Im Herbst geht sie los ­­– die spannendste Phase des Winzerjahres. Denn mit der Weinlese entscheidet sich, ob die Arbeit des Winzers mit einem erfolgreichen Wein belohnt wird. Jetzt erntet der Weinbauer im wahrsten Sinne des Wortes, was er das Jahr über gepflegt und gehegt hat. Wer zwischen September und Ende Oktober das Ahrtal besucht, kann vielerorts den Ahrwinzern hautnah bei der Arbeit im Weinberg über die Schulter schauen.

Wir erklären dir, wie die Weinlese abläuft und welche Bedeutung sie für eine Weinanbauregion wie das Ahrtal hat.

 

Wann ist der Wein reif für die Ernte?

In der Regel startet die Weinlese, wenn sich der Sommer verabschiedet und die Tage kürzer werden. Dann haben die ersten Trauben den gewünschten Reifegrad erreicht. Bei weißen Sorten beginnt dies, wenn sie ihre Farbe von grün zu gelb, bei roten Sorten von grün zu rot-violett ändern. In dieser Phase kommt es zu einem Anstieg des Zuckers und einem Rückgang der Säure in den Früchten. Geerntet wird dann, wenn der ideale Zucker- und Säureanteil für den gewünschten Wein erreicht ist. Um diesen Zeitpunkt bestmöglich zu bestimmen, messen die Winzer ab dem Spätsommer regelmäßig das Mostgewicht der Beeren mit einem sogenannten Refraktometer. Mit zunehmender Reife der Trauben steigt der Zuckergehalt in den Beeren und damit das Mostgewicht an. Angegeben wird das Mostgewicht in Deutschland in Grad Oechsle.

Wann der Wein geerntet wird, hängt stark von der Rebsorte ab. Es gibt früh-, mittel- und spätreifende Sorten. Die Lese beginnt Ende August bzw. Anfang September mit den Rebsorten Müller-Thurgau (auch Rivaner genannt) und dem Frühburgunder, danach folgen der Weiß- und Grauburgunder, gefolgt vom Spätburgunder, der wichtigsten Rebsorte im Ahrtal. Mit der Reife der Rieslingtrauben kommt die Weinlese schließlich zu ihrem Abschluss. Dies kann sich bis Ende Oktober, manchmal sogar bis Anfang November hinziehen. In wenigen ausgesuchten Weinbergen verbleiben die Trauben für Weine der Prädikatsstufe "Spätlese" oder "Auslese" auch darüber hinaus noch am Stock. Die Lese für Eisweine findet sogar erst nach den ersten starken Frösten im Dezember oder Januar statt.

Rote Trauben vor der Weinlese
Qualitätscheck der Trauben
Welchen Einfluss hat das Wetter?

Neben der Rebsorte spielt auch die Witterung eine entscheidende Rolle für den Lese-Zeitpunkt sowie die Qualität der Trauben. Denn diese ist nicht nur von der Lage des Weinbergs, der Bodenbeschaffenheit und dem Können des Weinbauern abhängig, sondern auch maßgeblich vom Wetter. Für einen guten Wein-Jahrgang ist es deshalb immens wichtig, dass die Witterung in dem jeweiligen Anbaujahr, in dem der Wein gewachsen ist, möglichst in allen Belangen positiv war. Das bedeutet: mildes Wetter während der Blüte, ein warmer und langer Herbst und vor allem keine extremen Wetterlagen wie Starkregen oder Hagel.

Das Wetter rund um die Weinlese-Zeit ist dabei von besonderer Bedeutung. Bleibt es im Spätsommer und Herbst sonnig und trocken, kann die Ernte noch etwas hinausgezögert und damit die Qualität der Trauben verbessert werden. Regnet es hingegen viel, muss frühzeitig mit der Lese begonnen werden, damit die Trauben nicht faulen. Für den beliebten Federweißen und Federroten startete die Ernte der ersten reifen Trauben in den letzten Jahren bereits im August. Auch die Trauben für Sektgrundwein werden früh geerntet, wenn sie noch nicht so hohe Oechslegrade und noch eine prickelnde Säure haben.

Wie wird gelesen?

Die Weinlese in Handarbeit

Das Ahrtal ist für seine schroffen Weinbergshänge, die von Schiefergestein durchzogen sind, bekannt. Diese Steillagen an der Ahr mit ihrer optimalen Ausrichtung zur Sonne verlangen den Ahrwinzern viel ab. Denn in den steilen, relativ kleinen Parzellen und dem Terrassenweinbau ist nur die Handlese sinnvoll. Maschinen kann man in den Steillagen des Tals nicht zum Einsatz bringen. Jede Traube geht so durch die Hände der Winzer!

Das größte Entscheidungskriterium für die Handlese ist also die Sorgfalt, mit der jede einzelne Beere geerntet wird. Die Trauben werden von Hand selektiert und nur die wirklich reifen und gesunden Beeren abgeschnitten. Faule und vertrocknete Trauben werden entfernt, unreife Beeren verbleiben am Stock. In den Leseeimer kommen nur Trauben bester Qualität. Dieser Sorgfalt ist es zu verdanken, dass auch in witterungsbedingt schwierigen Jahrgängen wie 2021 nur perfekt gereifte und intakte Trauben für die Weine gelesen werden konnten. 

Vorteile der Handlese:

  • besondere Sorgfalt
  • hohe Qualität des Lesegutes
  • auch in steilsten Lagen und bei Einzelstockerziehung anwendbar

Herausforderungen der Handlese:

  • kostenintensiv, da viel Personal benötigt wird
  • zeitaufwändiger als Maschinenlese
  • körperlich anstrengende Tätigkeit
Weinlese in Handarbeit
Hilfsmittel bei der Weinlese
Die Weinlese mit Maschinen

Sofern die Lage und Neigung des Weinbergs dies zulassen, wird heutzutage der meiste Wein weltweit mit Maschinen geerntet. Die maschinelle Weinlese erfolgt durch einen Traubenvollernter. Diese hochentwickelten Maschinen fahren über die in Reihen angepflanzten Rebstöcke hinweg. Die Trauben werden dabei durch Schütteln und Klopfen geerntet und fallen über ein Förderband in einen großen Auffangbehälter. Bei diesem Verfahren geraten auch Laub und kleine Äste ins Lesegut. Diese werden zum Großteil durch ein Gebläse entfernt. 

Vorteile der maschinellen Weinlese:

  • kostengünstiger als Handlese
  • hohes Erntetempo rund um die Uhr
  • auf Wetterumschwünge kann effizient reagiert werden

Herausforderungen der maschinellen Weinlese:

  • hoher Anschaffungspreis der Vollernter-Maschine
  • kaum Selektion der Trauben möglich, geerntet wird alles, was am Rebstock hängt
  • nicht für steile Weinterrassen wie im Ahrtal einsetzbar
  • Hilfsmittel bei der Weinlese
Was passiert nach der Lese?

Weintrauben sind empfindliche Früchte. Unmittelbar nach der Ernte versuchen die Winzer, die Trauben so schnell wie möglich und unversehrt zur Weinkellerei zu transportieren. Im Weingut werden die Trauben anschließend von Stielen befreit und gepresst.

Für die Weißwein- und Roséherstellung erfolgt das Weinpressen ziemlich rasch. Die roten Sorten vergären erst einige Tage auf der Maische, unter anderem um Farbstoff aus den Beerenhäuten herauszulösen.

Der frische Wein wird angesetzt und so fällt der Startschuss für einen neuen Jahrgang.

Wir sagen: Sehr zum Wohle!

Bereit für die Weiterverarbeitung im Weingut
Weingenuss bei den Ahrweiler Weinwochen im September
Die Saison der Weinfeste im Ahrtal

Lass dich von unserer Leidenschaft für unseren Ahrwein anstecken. Entdecke Aromen, Geschichten und Lebensfreude - am besten auf einem unserer Weinfeste, die du im Herbst im Ahrtal erleben kannst. Denn so wie der Ahrwein sind auch unsere Veranstaltungen rund um den Wein untrennbar mit unserer Heimat Ahrtal verbunden.

Probiere in lockerer Atmosphäre, unter Freunden das ein oder andere Gläschen Ahrwein, das du direkt vom Winzer bekommst und dort genießen kannst, wo der Wein wächst. Vielleicht hast du ja auch die Winzer im Weinberg bei der Lese beobachtet oder sogar selbst bei der Ernte mit geholfen. So schmeckt der Wein gleich doppelt gut.
 

Alle Wein-Events im Ahrtal

 

 

Video:
Die Weinlese 2023 im Ahrtal hat begonnen.

 

Wir haben die Jungwinzer "The Next Generation" aus Bad Neuenahr-Ahrweiler bei der Traubenlese mit der Kamera begleitet. Im Video bekommst du einen hautnahen Eindruck, was die Weinlese für unsere Winzer im Ahrtal bedeutet.

Du möchtest selbst einmal bei der Weinlese unterstützen?
Dann werde Lesehelfer im Ahrtal! Viele Winzerbetriebe freuen sich auf Hilfe von Freiwilligen, die bei der Traubenlese tatkräftig unterstützen. Dabei hast du die Möglichkeit, hautnah einen Einblick in das Leben als Winzer und die Arbeit im Weinberg zu bekommen.


Blogbeitrag vom 7. September 2023

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