Der Ahr-Radweg zwei Jahre nach der Flut

Zwischen Wiederaufbau und Zukunftswünschen

 

Ein milder Herbsttag. Die Weinberge strahlen prächtig bunt und die Sonne taucht die Landschaft in ein noch glanzvolleres Licht. Wir sind unterwegs auf dem Ahr-Radweg. Von Sinzig kommend steuern wir auf unser Ziel Mayschoß zu, wo, wie in so vielen Orten an der Ahr, gemütliche Straußwirtschaften und fröhliche Weinfeste locken. Während uns der Fahrtwind angenehm um die Nase weht, genießen wir den Blick auf die goldenen Weinreben, erspähen die Winzer, die in den Steilhängen mit der Traubenlese beschäftigt sind und freuen uns auf ein Gläschen leckeren Spätburgunder. Sanft schlängelt sich der Radweg der Ahr entlang, streift die hübschen Weindörfer entlang der Strecke und lädt immer wieder zur Rast ein, um den Duft der Natur zu schnuppern, dem Plätschern der Ahr zu lauschen und die schönen Ausblicke, von denen das Ahrtal reichlich gesegnet ist, zu bestaunen.

Der Ahr-Radweg galt als der Inbegriff des Genussradelns.

Und dann kam die Flut!

Knapp 60 Prozent des rund 65 Kilometer langen Ahr-Radweges in Rheinland-Pfalz wurden von den gewaltigen Wassermassen der Ahr beschädigt, 22 Prozent sogar komplett zerstört. Für Radler standen plötzlich nur noch rund die Hälfte des Ahr-Radweges zur Verfügung. Fast alle Brücken, über die der Ahr-Radweg sowie die Zugstrecke verliefen, riss die gigantische Flutwelle einfach mit. Eine Szenerie der Verwüstung, deren Bilder man nicht mehr vergisst.

Der 14. Juli 2021 hat unsere Region tief in der Seele getroffen.

Jetzt zählen wir zwei Jahre nach der Flut. Viel hat sich seitdem getan. Viel muss noch getan werden. Aber es geht voran. Und an Genussradeln darf auch wieder gedacht werden. Unser Blick geht nach vorn. Die herrlichen Rad-Erlebnisse aus der Zeit vor der Flut haben wir in unserem Herzen fest verankert. Auf diese wollen wir uns wieder freuen können - und auf noch viel mehr!

Deshalb wollten wir anlässlich des zweiten Jahrestages der Flutkatastrophe wissen:
Wie steht es um das Thema "Radfahren im Ahrtal zwei Jahre nach der Flut?"

Die Tourismusexpertinnen Meike Carll vom Ahrtal-Tourismus und Daniela Scheffold vom Tourismusverband Hocheifel-Nürburgring erzählen uns mehr über den Ahr-Radweg zwischen Wiederaufbau und Zukunftswünschen.

Was hat sich getan am Ahr-Radweg 2 Jahre nach der Flut?

Daniela Scheffold: In unserer Verbandsgemeinde Adenau hat sich in den letzten beiden Jahren sehr viel getan. Bis auf einen kleinen Bereich zwischen Schuld und Insul ist der Radweg wieder durchgängig von Blankenheim bis Fuchshofen befahrbar, mit einer flutbedingten Umleitung in Antweiler. In Schuld muss der Radweg ebenfalls umgeleitet werden. Ab dem Ortsausgang Schuld bis Dümpelfeld können Radler auf dem Ahr-Radweg wieder ohne Einschränkungen fahren. 

Es kann in allen Bereichen kurzfristig nochmal zu kleinen Sperrungen kommen. Diese sind leider nicht immer vorhersehbar. So muss voraussichtlich gegen Jahresende der Ahr-Radweg bei Insul für eine begrenzte Zeit umgeleitet werden, weil die neue Sportanlage gebaut wird.

 

Wiederaufbau des Ahr-Radweges an der Kapelle Pützfeld
Wiederaufbau des Ahr-Radweges an der Kapelle Pützfeld

Meike Carll: Wir freuen uns sehr, dass seit dem Raderlebnistag "Tour de Ahrtal" am 18. Juni 2023 die Strecke von Blankenheim bis Altenahr wieder nahezu komplett für den Radverkehr geöffnet ist. Von Walporzheim bis zum Anschluss an den Rhein-Radweg bei Sinzig kann der Ahr-Radweg ebenfalls bereits wieder befahren werden, entweder auf der bereits wiederhergestellten ursprünglichen Route oder auf einer Ersatzroute.

Insgesamt stehen dem Radgast heute wieder rund 84 Prozent des Ahr-Radweges zur Verfügung. Leider ist einer der schönsten Abschnitte des Ahr-Radweges zwischen Altenahr und Walporzheim noch für längere Zeit gesperrt, weil die Flut hier die größten Schäden angerichtet hat.

Welcher Fortschritt im Wiederaufbau hat euch am meisten gefreut?

Daniela Scheffold: Ich habe mich über alle Fortschritte gefreut. Jedes Stück, das wieder dazu gekommen ist, hat uns touristisch ein bisschen nach vorne gebracht und wir konnten unseren Gästen wieder ein weiteres Stück Ahr-Radweg präsentieren.

Hier möchte ich auch ganz herzlich dem Projektbüro des Landesbetriebs Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) in Sinzig, unserem Bauamt sowie den Ortsgemeinden entlang des Ahr-Radweges danken. Alle stecken ihr ganzes Herzblut in den Ahr-Radweg, um ihn für Gäste und Einheimische wieder befahrbar zu machen.

 

 

 

 

Einheitliche Radweg-Beschilderung nach der Flut
Einheitliche Radweg-Beschilderung nach der Flut

Meike Carll: Mein großes Lob gilt auch dem LBM, der bereits kurz nach Flut den Wiederaufbau des Ahr-Radweges in Angriff genommen hat, wohl wissend, dass es viele Herausforderungen und Abstimmungen zu koordinieren gibt. Denn der Ahr-Radweg geht immerhin durch fünf Kommunen und zwei Bundesländer.

Dem LBM verdanken wir, dass der Wiederaufbau des Ahr-Radweges heute schon so weit ist, die Umleitungen einheitlich beschildert und Ersatzrouten befahrbar sind.

Was fragen Radgäste besonders nach?

Daniela Scheffold: Unsere Gäste wünschen sich natürlich, dass sie den Ahr-Radweg wieder durchgängig und ohne Umleitungen befahren können. So wie vor der Flut.

Auch unser Rad- und WanderBus Oberes Ahrtal (Linie 899) ist bei Gästen und Einheimischen ein großes Thema. Denn wer auf dem Ahr-Radweg oder AhrSteig unterwegs ist, sucht oft auch nach einer guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.

 

 

 

 

 

 

Radgäste auf der wieder hergestellten Stecke bei Kreuzberg
Radgäste auf der wieder hergestellten Stecke bei Kreuzberg

Meike Carll: Wir merken deutlich, dass der Bedarf an E-Bike-Ladestationen im gesamten Ahrtal immer mehr zunimmt. Dies war vor der Flut schon so und ist es jetzt natürlich umso mehr, weil wir nicht nur die zerstörten Ladestationen wieder herstellen, sondern auch neue installieren müssen.

Aktuell im Trend liegen Touren mit dem Mountainbike oder Gravelbike. Deshalb haben wir diese stark wachsende Nachfrage auch in unserem Nachhaltigen Tourismuskonzept für das Ahrtal besonders berücksichtigt.

Vor welchen Herausforderungen steht der Radtourismus im Ahrtal?

Daniela Scheffold: Wir dürfen nicht lockerlassen, auch die jetzt schon vorhandenen Trassen von Blankenheim bis Kreuzberg und Walporzheim bis Sinzig zu bewerben, um in den Köpfen der Gäste präsent zu bleiben. Dazu gehören auch die Entdeckertouren im oberen Ahrtal, die Anbindung an den Kalkeifel-Radweg oder an den Rhein-Radweg bei Remagen.

Die (noch) fehlenden gastronomischen Angebote sind eine Herausforderung, da es schwieriger geworden ist, Übernachtungen für z. B. Mehrtagestouren anzubieten.

 

 

 

 

 

An der Mittelahr wird der Wiederaufbau des Ahr-Radweges noch eine ganze Weile dauern
An der Mittelahr wird der Wiederaufbau des Ahr-Radweges noch eine ganze Weile dauern

Meike Carll: Wir müssen die Chance nutzen und den Ahr-Radweg moderneren Standards anpassen. Auch die Infrastruktur sollten wir neu denken.

Wichtig ist dabei, dass die zukünftige Trasse des Ahr-Radweges deutlich optimiert wird: breitere Radwege, die den heutigen Ansprüchen gerecht werden und mehr die Orte entlang der Strecke mit einbeziehen. Denn Radfahren und Genießen gehören im Ahrtal einfach eng zusammen.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft des Ahr-Radwegs?

Daniela Scheffold: Ich wünsche mir, dass wir zeitnah auch den mittleren Teil des Ahr-Radweges zwischen Altenahr und Walporzheim wieder mit anbinden können und dass wir auch in Zukunft viele Radfans im Ahrtal begrüßen dürfen.

Für unsere Gäste wünsche ich mir, dass wir ihnen eine wundervolle aktive Auszeit auf dem Ahr-Radweg bieten können. Dafür sollten wir jetzt die Chance nutzen, z. B. Radservicestationen oder gemütliche Wohlfühl-Inseln entlang der kompletten Radstrecke aufzubauen.

 

 

Breiter, moderner, mit viel Platz zum Entspannen: der neue Ahr-Radweg
Breiter, moderner, mit viel Platz zum Entspannen: der neue Ahr-Radweg

Meike Carll: Ein Herzensprojekt ist für mich die Einbindung der Höhenwege, wie es jetzt für 2024 geplant ist, um eine sichere Umfahrung der Ahr-Strecke zwischen Altenahr und Walporzheim zu gewährleisten.

Was zunächst als Umleitung gedacht ist, könnten wir darüber hinaus für den Radtourismus wunderbar nutzen, denn so hätten wir gerade für ambitionierte Radler oder E-Bike-Fahrer ein zusätzliches attraktives Angebot. 

 

Wir halten dich auf dem Laufenden, wie es mit dem Wiederaufbau des Ahr-Radweges voran geht. Alle aktuellen Umleitungen, Baumaßnahmen und Streckenöffnungen findest du ausführlich auf unserer Info-Seite zum Ahr-Radweg:

Du möchtest mehr erfahren über Radfahren im Ahrtal? Auf unserer Übersichtsseite zeigen wir dir, welche erlebnisreichen Radtouren dich neben dem Ahr-Radweg noch in unserer Region sowie den Nachbarregionen erwarten:

Blogbeitrag vom 22.  Juli 2023

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